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Gedanken und Gefühle zum Unwetterereignis

Sie haben sicher alle die Bilder aus den Schadensgebieten im Norden unseres Kreises, im übrigen Nordrhein-Westfalen und in Rheinland-Pfalz gesehen. Heutzutage haben wir halt die Vielfalt der Informationsquellen, die uns alles, ob wir wollen oder nicht, bis ins Wohnzimmer tragen.

Ja, es ist sehr schlimm was da passiert ist und die direkt Betroffenen werden sich noch Tage, Wochen, Monate und evtl. sogar Jahre damit beschäftigen müssen, um hier wieder eine gewisse Normalität in ihr Leben bringen zu können.

Sicher – den materiellen Schaden kann man irgendwie, wenn auch zum Teil sehr schwer, ersetzen. Was ist aber mit der Seele, mit den immer wiederkehrenden Bildern der Zerstörung und der Machtlosigkeit gegenüber den Kräften der Natur. Was ist mit der erlebten Hilflosigkeit in Bezug auf die womöglich eigene Rettung, und das Miterleben, dass andere nicht mehr gerettet werden konnten?

Und, im Angesicht dieser unermesslichen Not, gehen dann ein paar Idioten her und plündern die Häuser und Wohnungen der Opfer. Pfui!

Neben diesem Pfui, gibt es aber das überwiegende und bewegende Hui! Die schier unerschöpfliche Welle der Hilfsbereitschaft. Die gezeigte Solidarität und die Empathie wirken auf mich sehr ergreifend und sind wirklich ehrlich. Und das, ohne Ansehen der Person, der Religion, der Hautfarbe oder der Herkunft. Toll und ein großes Dankeschön an unsere Mitmenschen.

Am Mittwoch, dem 21. Juli 2021, bin ich als Fahrer des Einsatzbusses der Ökumenischen Notfallseelsorge Oberberg, mit ein paar Notfallseelsorgenden ins Schadensgebiet nach Erftstadt gefahren. Dort haben wir die im Einsatz befindlichen Notfallseelsorger für eine 8-Stunden-Schicht abgelöst und versucht einigermaßen Beistand zu leisten.

Für mich war es nur ein Tag von insgesamt 6 Tagen und ich habe nicht viel von den Schadenstellen gesehen, nur einige Schlamm verschmutzte Felder und Wiesen und die vielen kaputten Möbel und Elektrogeräte in den Straßen. Da ich (als Fahrer) keine seelsorgerliche Aufgabe hatte, blieb mir Zeit für Beobachtung und zum Sammeln von Eindrücken und Emotionen.

Was ich wahrgenommen habe, ist die immense Niedergeschlagenheit der Menschen, die nach jetzt 7 Tagen immer noch nicht wissen, was mit ihren Häusern, Wohnungen, Einrichtungen und den Erinnerungen ist. Dazu kommen eine mittlerweile gesteigerte Wut und Enttäuschung über die augenscheinlich fehlende Information von und Kommunikation mit den Verantwortlichen.

Andererseits ist da auch eine sehr hohe Dankbarkeit für die überall im Schadengebiet eingesetzten Helfer von Feuerwehr, THW, DLRG, Rettungsdienst und Polizei und für die eingerichteten Notunterkünfte und Versorgungszentren. Hier sind ebenfalls Helfer am Werk (DRK, Malteser, Johanniter) die ihr ‚Handwerk‘ verstehen, auch wenn sie, wie der überwiegende Teil der Helfer, alle ehrenamtlich arbeiten. Dass das alles so möglich ist, ringt mir Hochachtung ab. Nicht nur für die Helfer, sondern auch für deren Arbeitgeber, die sie für diesen Dienst freistellen.

Hochachtung habe ich auch für die vielen freiwilligen privaten Helfer, die mit Gummistiefeln und Schüppen bewaffnet, mit Traktoren und LKW’s, Baggern usw. angefahren kommen und einfach machen.

Und noch ein weiterer Eindruck: Für mich als ehemaligem Feuerwehrmann ist es besonders schlimm, dass viele Kameradinnen und Kameraden vor Ort ihr Handwerkszeug zum Helfen verloren haben. Da

gibt es in einer Gemeinde von insgesamt 17 Feuerwehreinheiten nur noch 3. Die restlichen 14 Standorte mit allen Fahrzeugen und Einrichtungen sind zerstört.

Abschließend noch eine rührende Meldung. Die, die wir in unseren Hilfswerken besonders Bedenken, die sogenannte Dritte Welt, die greifen in ihre leere Tasche und spenden 20.000 € für die Hochwasseropfer bei uns.

Ich habe die große Hoffnung, dass alle Betroffenen, besonders die, die Menschen betrauern müssen, die Zeit und Kraft finden in ein dann wieder lebbares Leben.

Text: Horst Rau

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Kirchen stellen Notfallseelsorge neu auf

Als Förderverein freuen wir uns, dass das Katholische Kreisdekanat Oberberg und der Evangelische Kirchenkreis an der Agger heute, 18.08.2021, einen Kooperationsvertrag geschlossen haben. Notfallseelsorge wird bei uns nach jahrzehntelanger Praxis damit ganz offiziell ökumenisch begründet und eine Koordinatorin von beiden Kirchen gemeinsam beschäftigt – eine Premiere im Oberbergischen.

Am 1. Juli hat Sigrid Marx als Koordinatorin begonnen. Den Staffelstab hat sie von den ihren in den Ruhestand eingetretenen Vorgängern Andreas Groß und Gisbert von Spankeren übernommen. Für die gut 45 Notfallseelsorgenden ist sie Einsatzleiterin und Ansprechpartnerin.

Sigrid Marx
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Notfallseelsorge Oberberg in der Eifel im Einsatz

In der ersten Augustwoche 2021 sind zahlreiche Notfallseelsorgende in die Eifel, in die Nähe von Euskirchen, gerufen worden. Auch aus anderen Systemen haben sie Freiwillige auf den Weg gemacht.

In vielen der Dörfer sieht es stellenweise, in der Nähe von Bächen und Wasserläufen und unterhalb davon, schlimm aus. Bäche sind über die Ufer getreten und haben Zerstörungen hervorgerufen: Einige Häuser sind bis in den Wohnbereich überflutet worden, Straßen weggerissen.

Der Bach hat sein Bett zu beiden Seiten aufgerissen. Anliegende Häuser waren überflutet.
Der Bach hat sein Bett zu beiden Seiten aufgerissen. Anliegende Häuser waren überflutet.

Dazwischen sind immer wieder intakte Bereiche und normaler Alltag. Wie in Erftstadt sind die wenigsten versichert, die Beiträge sind zu hoch. Auch die Schuttentsorgung soll privat besorgt werden, trotz der enormen Mengen in den betroffenen Gebieten.

In kleinen Teams gehen die Notfallseelsorgenden zu Menschen. Die wirtschaftlichen Folgen sind eines. Etwas anderes ist das Erlebte. Hochwasser ist man hier gewohnt, so etwas hat es aber in dieser Heftigkeit seit den 1950ern nicht mehr gegeben. Teils bricht es aus den Menschen heraus, was sie durchgemacht haben.

Das Wasser hat eine gewaltige Kraft. Einige Häuser sehen von der einen Seite normal aus. Hinten ist das Wasser durchgegangen, hat alles fortgerissen. Teils dauerte es nur Minuten, bis die Leute bis zur Brust im Wasser standen. In einem Einkaufszentrum mussten die Menschen ins Obergeschoss fliehen, als das Wasser schnell auflief. Wenn ein kräftiger Regenschauer kommt, wird so manchem ganz anders …

Die Notfallseelsorge hilft, der Seele etwas Luft zu verschaffen und die Verarbeitung des Erlebten in Gang zu setzen, doch für viele wird es wohl noch lange dauern, bis dies bewältigt ist. Immerhin: etwas Hoffnung haben wir dalassen können.