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Notfallseelsorge – mehr als nur Händchenhalten

Auch im Oberbergischen Kreis gibt es Notfallseelsorge. In allen Städten und Kommunen steht sie zur Verfügung, wenn Menschen plötzlich in eine Krise geraten. Wie schnell das gehen kann: Unfälle und schlimme Ereignisse geschehen von jetzt auf gleich.

Notfallseelsorgerinnen und Notfallseelsorger werden von der Feuerwehr, dem Rettungsdienst oder der Polizei benachrichtigt. Sie sind für Menschen in Krisen da und versuchen, da etwas Stabilität zurückzubringen, wo die Welt aus den Fugen gerät.

Das ist oft mehr als nur »Händchenhalten«. Wenn die Rettungsdienste gehen, bleiben sie da, so dass man nicht allein bleibt. Sie wissen auch Antworten auf die häufigsten Fragen in solchen Situationen und helfen, wieder etwas festen Boden unter die Füße zu bekommen. Manchmal ist auch einfach nur dran, der Verzweiflung nicht das letzte Wort zu lassen.

Die Notfallseelsorge Oberberg verfügt über ein Fahrzeug.

Die beiden Kirchen tragen die Notfallseelsorge gemeinsam, die meisten Notfallseelsorgenden engagieren sich ehrenamtlich und unterliegen der Verschwiegenheit. Zugerüstet und begleitet werden sie durch Koordinatoren, die in schwierigen Situationen auch unterstützen.

Ein Förderverein unterstützt die Notfallseelsorgenden und hat die Anschaffung eines Einsatzfahrzeuges bezahlt, Feuerwehrmänner fahren es ehrenamtlich. In manchen Einsätzen fehlt ein Dach über dem Kopf oder ein Rückzugsraum, dann kann der Bulli zum Einsatz kommen.

Mehr über die Arbeit der Notfallseelsorge erfahren Sie auf den Seiten des Fördervereins unter www.nfs-obk.de.

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Einsatz in Erftstadt

Seit einigen Tagen ist die Notfallseelsorge Oberberg im Rahmen von Unterstützung in Erftstadt im Einsatz. Acht der meist ehrenamtlichen Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger fuhren mit PKW oder dem Einsatz-Bus in das Gebiet um die Kiesgrube im Ortsteil Blessem.

Seit Montag, 19. Juli ist auch die ökumenische Notfallseelsorge Oberberg nach Erftstadt in den Einsatz gerufen worden. Mehrere ehrenamtlich Notfallseelsorgende waren dort und wurden an unterschiedlichen Orten um den schwer betroffenen Stadtteil Blessem eingesetzt. Die Erft hat eine Kiesgrube am Ortsrand so in Mitleidenschaft gezogen, dass die Bodenstabilität bis in die Umgebung beeinträchtigt ist – Geologen sind immer noch dabei, die Folgen abzuschätzen.

Der 25 Jahre alle Bulli der Notfallseelsorge. Foto: Horst Rau.

Unterschiedliche Einsatzorte

Am Mittwoch waren nur wenige Kräfte angefordert worden. Eine Notfallseelsorgerin war an der Barrikade vor dem Sperrgebiet in Blessem, wo Menschen davon abgehalten werden, den noch gefährdeten Ortsteil zu betreten. Sie hatte praktisch ununterbrochen Gespräche mit Einwohnern und Betroffenen und wurde auch von anderen Einsatzkräften angesprochen, denen die Situation zusetzte. Einige Feuerwehrleute zeigten ihr, wo deren Haus auf der anderen Seite der Brücke stand, sie wären so gerne dorthin gegangen.

Der Leiter des ehrenamtlichen Fahrdienstes der Notfallseelsorge Oberberg brachte einen Notfallseelsorger zum Ville Gymnasium Erftstadt. Dieses dient als Notunterkunft für 40 Personen und besonders zu den Essenszeiten kamen viele Betroffene dorthin zur Ausgabe, die hervorragend organisiert ist. Überhaupt sind gespendete Lebensmittel, Decken, Ersatzkleidung und vieles mehr im Überfluss vorhanden. Geldspenden für diejenigen, die alles verloren haben und nicht versichert sind (eine Versicherung ist in potentiellen Überflutungsgebieten kaum zu bezahlen!) sind sinnvoll.

Die Ungewissheit zehrt

Am späten Nachmittag sollte dort eine Infoveranstaltung zu Donnerstag stattfinden, an dem Anwohner straßenweise kurz in ihre Häuser zurückkehren dürfen. Ein Pressesprecher bemühte sich, die vielen Fragen zu beantworten.

Die allgemeine Emotion der Betroffenen ist Verärgerung über die Informationspolitik. Aufgrund der noch unklaren Lage in Blessem ist viel Geduld notwendig. Die Menschen leiden unter der Ungewissheit und wollen einfach wissen, wann sie endlich in ihre Wohnung können oder ob dies gar nicht geht. Ein Mann brachte es auf den Punkt: »Wir müssen wissen: Gehen wir das letzte Mal da rein oder gar nicht?«

Enormer Zusammenhalt vor Ort

Der Zusammenhalt und die wechselseitige Unterstützung der Menschen ist beeindruckend. Dies betrifft nicht nur die enorme Spenden- und Hilfsbereitschaft von außen, sondern besonders die Betroffenen. Sie haben in Sozialen Netzwerken Gruppen gebildet und helfen und unterstützen einander. Begegnung verlaufen herzlich, selbst von Menschen, die einander erst vor wenigen Tagen kennengelernt haben. Es ist ein enormes Gemeinschaftsgefühl, dass dort zum Ausdruck kommt!

Das Spannende ist die Diskrepanz zwischen »Hier ist es noch in Ordnung – dahinten ist alles kaputt« und die Ungewissheit der Menschen. Sie wollen wissen, wann sie in die Häuser zurückkönnen. Viele berichten davon, schlecht zu schlafen, weil die Gedanken kreisen, man nicht abschalten kann. Auch für Kinder ist die Situation belastend, sie spüren die Unruhe der Erwachsenen.

In den nächsten Tagen werden weitere ehrenamtlich Notfallseelsorgende in Erftstadt zu unterstützen versuchen.